Was für verrückte Zeiten, in denen wir leben, und nun wird alles noch absurder mit dem amerikanischen Präsidenten Trump. Nicht nur in der großen Politik sollte das Ziel jetzt heißen, unabhängig von den USA zu werden und die EU zu stärken. Nein, auch im Privaten lässt sich da einiges machen, und ich möchte in einer kleinen Serie nach und nach Alternativen für US-Dienste und Produkte vorstellen.
Schon 2020 hatte ich in meinem Artikel “Eine IT-Strategie für Europa” versucht zu skizzieren, wie ich mir so einen Schritt in die digitale Souveränität in groben Zügen aussehen könnte. Es passiert in dieser Hinsicht nicht besonders viel.
Folgende Kriterien möchte ich anbieten, um Unabhängigkeit und Zuverlässigkeit zu erreichen:
- Selfhosting → Betreibe deine Dienste selbst, dann kann sie niemand abschalten und die Daten gehören dir.
- Dezentral → Ein verteiltes System ist weniger anfällig für Ausfälle und Zensur.
- Open Source → Die Software kann so nicht verschwinden und ist überprüfbar.
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Selfhosting
Es ist so schön bequem, die Dienste der großen Anbieter wie Google, Microsoft oder Apple zu nutzen, aber meistens zahlt man mit seinen persönlichen Daten. Auch Dienste wie Apple können schnell ihre datenschutzfreundliche Haltung ändern, Anzeichen gibt es bereits und die Geschichte vergleichbarer Dienste lässt das Vertrauen schrumpfen.
Heimnetz
Leider ist das Betreiben eigener Server nichts für jedermann, aber es ist weniger kompliziert als vielleicht befürchtet. Man kann damit zu Hause beginnen mit einer NAS. Bei mir steht eine Synology (Taiwan). Diese kommt schon mit vielen Diensten in guter Qualität, die das Wesentliche abdecken. Aber eigentlich kann es jeder Rechner sein, Hauptsache Docker lässt sich darauf betreiben.
Docker ist der Schlüssel zum wirklich einfachen und sicheren Betrieb von “self-hosted services”. Es gibt eine schier unendliche Menge von Lösungen für jedes Problem.
Ich betreibe auf meiner Synology z.B. Home Assistant (Open Source), das Dashboard für alle Geräte und Sensoren im eigenen Haus, die irgendwie im Netzwerk sind. Für Fotos verwende ich Immich (Open Source), das sich mit seinen Features auch nicht verstecken muss. Über eine VPN-Verbindung - bei mir ist es WireGuard über eine fritz.box - lassen sich alle Dienste auch von unterwegs nutzen.
Internet
Aber auch der Betrieb eines Docker Dienstes im Internet ist kein Hexenwerk. Bei Hetzner (Empfehlungs-Link) lässt sich z. B. für unter 5 EUR ein virtueller Server erstellen und direkt fertig mit Docker aufsetzen. Nach ein paar Vorbereitungen, um die eigene Domain mit der IP zu verbinden, kann es schon losgehen.
Ich betreibe viele Dienste dort, privat nutze ich hauptsächlich nextCloud. Das ist an einigen Stellen etwas altbacken, aber erfüllt seinen Zweck für Dateiaustausch und andere Dinge, die man z. B. aus der iCloud kennt.
Dezentral
Den berühmtesten dezentralen Dienst des Internets nutzen alle: E-Mail. Eigentlich ist die ganze Magie des Internets sein dezentraler Aufbau. Fällt irgendwo was aus, sucht sich die Information einen anderen Weg, so wie bei Ameisenstraßen.
Große Anbieter sind meistens zentral aufgebaut. Klar, im Hintergrund wird auch versucht die Last aufzuteilen, aber trotzdem sind diese Dienste schon rein technisch anfällig für Störungen, Datenverlust und Sicherheitslücken.
Umso schöner, dass es nun wieder mehr “föderierte” Dienste gibt. In letzter Zeit ist besonders Mastodon als Twitter /X-Alternative bekannt geworden. Aber in diesem sogenannten Fediverse entstehen auch weitere Lösungen, die dann auch miteinander in Verbindung treten können. Ein gutes Beispiel dafür ist der YouTube-Ersatz PeerTube.
Aber es gibt noch andere Formen der dezentralen Datenverarbeitung. Eine Bewegung, die mir besonders gefällt, nennt sich Local First, dabei wird wieder Wert darauf gelegt, dass die Daten auch lokal verfügbar sind. Dieselben Daten an verschiedenen physischen Orten zu lagern, ist auch eine Form von dezentraler Struktur. Das Paradebeispiel dafür sind Versionierungssystem wie git.
OpenSource
Freie und offene Software ist der Grundstein für tieferes Vertrauen. Erstens ist offene Software nicht so schnell “aus der Welt”, sie existiert tausendmal kopiert. Zweitens kann man sich mit etwas Sachverstand ansehen, was die Software eigentlich genau macht. Und drittens lässt es sich anpassen, wodurch wiederum zum Projekt beigetragen wird. Quasi eine digitale Form von ehrenamtlicher Arbeit, ohne dafür in einen Verein zu müssen ;)
Weiterführende Links
- Kuketz Blog zum selben Thema mit interessanten Links und Hinweisen:
https://www.kuketz-blog.de/unplugtrump-mach-dich-digital-unabhaengig-von-trump-und-big-tech/ - Verzeichnis europäischer Alternativen:
https://european-alternatives.eu - Allgemeine Suche nach Alternativen:
https://alternativeto.net - Viele vorinstallierte Selfhosted-Projekte, gut zum ausprobieren:
https://adminforge.de
Veröffentlicht am 11. März 2025